Theatergemeinde
München

Thea fragt

Kultur und Veränderungen

Wie gehen Kulturschaffende damit um?


Ingrid Trobitz

Kommunikationsdirektorin und stellvertretende Intendantin des Residenztheaters.

Foto: Lucia Hunziker

Kontinuität oder Veränderung – was prägt Ihr Berufsleben mehr?
Kontinuität und Veränderung sind für mich wie siamesische Zwillinge. Die Arbeit am Theater ist mit häufigen Ortswechseln verbunden, das Theater lebt von permanenten neuen kreativen Prozessen und Konstellationen, was jedoch nicht ausschließt, dass erfolgreiche Konstellationen über Spielzeiten und Orte hinweg Bestand haben. Aus vielen Begegnungen haben sich für mich über die letzten 30 Jahre immer wieder auch langfristige Arbeitsbeziehungen entwickelt. Spannend ist, dass sowohl aus Kontinuität als auch aus Veränderung heraus immer wieder Neues entsteht.

Was sollte alle Veränderungen überdauern?
Die Leidenschaft für das Theater.

„Wenn wir alle anders sind“, wie der Musiker PeterLicht ein Album nannte, wie sind wir dann?
Dann würden alle Menschen ins Theater gehen, vor allem natürlich in den „Eingebildeten Kranken“ und „Tartuffe oder das Schwein der Weisen“ von PeterLicht im Residenztheater.

Alle Thea Karten für das Residenztheater finden Sie über den Thea Veranstaltungskalender


Anton Biebl

Anton Biebl ist seit Juli 2019 Kulturreferent der Landeshauptstadt München. Der in München geborene Jurist begann seine Laufbahn bei der Stadt vor über 30 Jahren. Sein großes Interesse an Kultur und Geschichte führte ihn 2010 ins Kulturreferat.

Foto: Tobias Haase

Kontinuität oder Veränderung – was prägt Ihr Berufsleben mehr?
Als Kulturmanager sind Veränderungen für mich Alltag und als Jurist habe ich den Anspruch, schlüssige und pragmatische Lösungen zu finden. Die konstante Absicherung unserer kulturellen Infrastruktur gibt Kunst und Kultur die Freiheit zur Entfaltung und Entwicklung, auch in der Krise. In diesem Sinne bewährten sich Optimismus und Beweglichkeit in den letzten beiden Jahren gleichermaßen, um die kulturelle Vielfalt in dieser Stadt zu bewahren.  

Welche Ziele leiten Sie?
Die Verteidigung der Kunst- und Meinungsfreiheit. Diversität zu leben, Barrieren abzubauen, der Umgang mit Digitalität und nachhaltiges Entscheiden sind Grundpfeiler aktueller gesellschaftlicher Debatten. Ich setze mich dafür ein, dass wir sie mit der städtischen Kulturpolitik stärken und gestalten. Mit Humor und Beharrlichkeit.


Die WunderkammAA

Das sind die Kuratorin Dr. Annika Schoemann und die Künstlerin Asta von Unger. Sie bieten Salons, Talks, Reisen, Workshops und limitierten Editionen.

Asta von Unger und Dr. Annika Schoemann / Foto: Daniel Schäfer Studio

Kontinuität oder Veränderung?
Wir sehen die Kontinuität in der gelebten Veränderung. Bei allem digitalen Fortschritt finden wir den direkten Kontakt mit Kreativen und Künstlern*innen besonders bereichernd. In den letzten zwei Jahren experimentierten wir mit ungewöhnlichen Formaten: unser Ausstellungsprojekt in einer leerstehenden Bank, Salonabende und Manufakturbesuche in kleinen Gruppen. Vollbespielung war gestern. Wir brauchen Synergieeffekte zwischen darstellender und bildender Kunst.

Was muss dringend anders werden in der Kulturszene? 
Wir möchten die Kunst vom Podest holen, der bloße Bildungsfaktor ist passé: Es geht um gemeinsames Kunsterleben und Genießen und Interdisziplinarität! In der Kunstförderung wird in Schubladen gedacht: Diese Einteilungen sind überholt. Kunst ist systemrelevant und macht unser Leben reicher. Und: Auch für den geistigen Reichtum braucht es den finanziellen Rahmen.

Thea Kulturführungen der WunderkammAA:

JR: Chronicles in der Kunsthalle

ArtWalk im Kunstareal 


Mascha Erbelding

Leiterin der Sammlung Puppentheater/Schaustellerei des Münchner Stadtmuseums und des aktuell stattfindenden internationalen Figurentheaterfestivals „Wunder“.

Foto: Ernst Jank, Münchner Stadtmuseum

Kontinuität oder Veränderung – was prägt Ihr Berufsleben mehr?
Im Münchner Stadtmuseum, wo ich bereits seit fast 15 Jahren arbeite, bin ich ständig mit unserer Vergangenheit und Geschichte konfrontiert und sehe ganz stark die Kontinuität. Andererseits ist gerade einiges im Umbruch. Das Münchner Stadtmuseum steht vor der Generalsanierung, die von 2024 bis 2031 geplant ist. Es steht also der Auszug an, in der Interimszeit werden wir viel unterwegs sein und versuchen, neue Orte und neue Formate zu erproben viele Veränderungen.

Was muss dringend anders werden in der Kulturszene?
Wir müssen mehr Menschen und andere Menschen für Kultur begeistern –denn unsere „Systemrelevanz“ kann sich nur beweisen, wenn die Menschen Kultur als Notwendigkeit für ihr eigenes Leben begreifen. Theater bereichert mein eigenes Leben so sehr, das möchte ich mit vielen teilen!

Theas Tipp zum Internationalen Figurentheater-Festival 2022:

Simplicissimus, siehe Programmlinie Willkommen