Theatergemeinde
München

Thea fragt

Kultur und Alter

Unser Kulturverständnis ist stets geprägt von unserer Erfahrung. Auch Traditionen formen. Sie sind die Verbindung zur Vergangenheit und prägen Gegenwart und Zukunft einer Kultur. Von welchen Einflüssen berichten Kunst- und Kulturschaffende?


Ivan Liška 

Der künstlerische Leiter des Bayerischen Junior Ballett München und Vorstandsvorsitzende der Heinz-Bosl-Stiftung war von 1998 bis 2016 Direktor des Bayerischen Staatsballetts. In seiner Zeit als aktiver Tänzer war er unter anderem 20 Jahre Solist am Hamburg Ballett von John Neumeier.

Foto: Nicolas Mackay

Welcher Klassiker hat Sie geprägt?

Zu gerne beziehe ich mich auf das neoklassische Ballett „Apollo Musagètes“ von Balanchine/Strawinsky aus dem Jahr 1927, das ich Anfang der 1970er Jahre für mich entdeckt und getanzt habe. 

Welche*r ältere Künstler*in beeindruckt Sie?

Die Choreografen Hans van Manen, Jiří Kylián, John Neumeier – jeder ist auf seine eigene Art großartig. Als Ballettdirektor wollte ich sie im Repertoire des Bayerischen Staatsballetts strahlen wissen. So nun auch beim Bayerischen Junior Ballett München. Sie bedeuten mir viel, weil ich ihre Werke mit eigenem 
Körper (also Instrument) und Seele erfahren, ergründet und ertanzt habe.

Was haben Sie erst nach Jahren verstanden?

Gebe und es wird dir gegeben.


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Herbst-Matinee der Heinz-Bosl-Stiftung, So 3. Dezember, 11 Uhr, Nationaltheater
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Stephanie Utz

Gründungsmitglied und Managerin des Museum of Urban and Contemporary Art (MUCA), das in diesem Jahr 25. Jubiläum feiert.

Foto: MUCA, wunderland media

Welcher Klassiker hat Sie geprägt?

Goethes „Faust“ hat mich als Schülerin, damals noch in Form des altbekannten gelben Reclam-Heftes, in den Bann gezogen und fasziniert mich bis heute. So war es mir eine persönliche Freude, 2018 im Rahmen des Münchner Faust-Festivals unser Museum zur Bühne für Künstler*innen werden zu lassen. Das Ergebnis war eine der wohl außergewöhnlichsten Ausstellungen im MUCA.

Wie waren Ihre Kulturerfahrungen als junger Mensch?

Rückblickend habe ich viele, prägende Kulturerfahrungen meiner Deutsch-Leistungskurs-Lehrerin zu verdanken. Ihr ist es stets gelungen, uns durch Exkursionen, Workshops und offene Debatten an die Klassiker der Literatur und ans Theater heranzuführen. Heute – selbst Mutter – weiß ich, dass das Interesse und die Freude an Kultur bei jungen Menschen zu wecken, nur gelingt, indem man Brücken in ihre Welt schlägt. Diese Erfahrung fließt auch in meine  eigene, museale Arbeit ein.


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Thea Kulturführung zu Damien Hirst: Sa 18. November & Sa 20. Januar, 14–15 Uhr, MUCA,
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Prof. Marianne Larsen

Seit elf Jahren leitet sie den Studiengang Musical an der Bayerischen Theaterakademie August Everding, eine der bedeutendsten Ausbildungsstätten für Bühnenberufe weltweit. Zuvor war die Dänin selbst als Opernsängerin und Musicaldarstellerin aktiv.

Foto: Christian Hartmann

Eher alte Stoffe oder neue?

Warum nicht beides? Ich würde auf die Vielfalt nicht verzichten wollen. Musik und Ausdruck sind keiner Chronologie unterworfen. Ich möchte das Gesagte und just Gehörte immer neu erleben – egal, wie alt es ist, und egal, ob ich es jemals schon gehört habe. Alt und neu. Bach und Tom Kitt. Rock und Barock. Stilecht und Crossover. Alles ist im Wandel und das ist gut so.

Wie waren Ihre Kulturerfahrungen als junger Mensch?

Optimal, wie ich finde. Ich bin aus der seinerzeit eher zurückhaltenden Musik- und Theaterkultur Dänemarks gekommen. Hier durfte ich schnell mit Künstlern arbeiten, die die Welt verändern wollten, unter anderem mit Luigi Nono, Herbert Wernicke, Peter Konwitschny und vielen mehr. Es war Anfang der 1980er, eine kulturell reiche – und vielleicht deshalb auch wilde – Zeit. Es wurde viel diskutiert, ausprobiert, riskiert. Es ging nicht darum, perfekt zu sein, 
sondern darum, neue Seh- und Hörmöglichkeiten zu erforschen. Das Credo war: Freiheit, Mut und Kreativität. Das hat mich sehr geprägt, und manchmal wundere ich mich über die Entwicklungen des heutigen Musiktheaters.


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Jubiläumsgala: 30 Jahre Bayerische Theaterakademie August Everding, Fr 10. November, 19 Uhr, Prinzregententheater
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