Theatergemeinde
München
Thea fragt
Kultur und Überraschendes
Wir als Publikum freuen uns immer auf den Überraschungsmoment. Wie wird die Inszenierung sein? Berührt mich die Musik, die Kunst? Doch wie ist die Sicht von Kulturschaffenden auf Unerwartetes?
Dr. Nepomuk Schessl
Er ist Teil der Geschäftsleitung des Konzertveranstalters MünchenMusik und aktiv in der neugegründeten Fat Cat gGmbH, die die Zwischennutzung des leeren Gasteig-Gebäudes organisiert.
Glauben Sie an Wunder?
In gewisser Weise schon, aber nicht an übernatürliche.
Wie gehen Sie mit Unvorhergesehenem um?
Möglichst kreativ, denn das ist Teil unseres Jobs als Veranstalter. Die Zwischennutzung des Gasteigs wird eine spannende Zeit, die hoffentlich eine kreative Explosion im Fat Cat Konsortium und in München auslösen wird. Wir bieten wahnsinnig viel Platz für Kreative an, für einen befruchtenden regen Austausch – für Ateliers, für Bandübungsräume, für Tanz- oder Tonstudios und auch für noch nicht Vorstellbares.
Konzerte von MünchenMusik mit Thea:
Orchestre Philharmonique de Radio France & Hilary Hahn. Gasteig HP8, 24.4., 20 Uhr
Camerata Salzburg & Alice Sara Ott. Prinzregententheater, 14.5., 15.30 Uhr
Dr. Monika Bayer-Wermuth
Die leitende Kuratorin im Museum Brandhorst war von 2016 bis 2019 an der Tate Modern in London tätig.
Welches Kulturereignis war eine große Überraschung für Sie?
2017 habe ich die Performance Ten Years Alive on the Infinite Plain von Tony Conrad in den Tanks der Tate Modern erleben dürfen. Die Arbeit von 1972 fügt sich aus elektronischer Live-Musik und stroboskopischen Filmbildern zu einem körperlich intensiven Erlebnis zusammen. Kunst hat mich oft berührt und zum Nachdenken gebracht, aber hier habe ich zum erstmal erkannt, dass sie auch eine bewusstseinserweiternde und vielleicht auch -verändernde Wirkung hat. Noch Tage und Nächte hat die Performance bei mir nachgehallt.
Wie gehen Sie mit Unvorhergesehenem um?
Unvorhergesehenes gehört zum Beruf der Kuratorin. Ich tausche mich im Team aus und finde eine Lösung. Manchmal sind pragmatische Entscheidungen nötig, oft lohnt es sich aber auch, den schwierigeren Weg zu gehen. Welcher der Beste ist, hängt jeweils von verschiedenen Faktoren ab. Meistens aber von Zeit oder Budget.
Verlosung auf Social Media!
Führung mit Dr. Bayer-Wermuth durch die Ausstellung „Nicole Eisenman“ am 27.4., 16.30 Uhr
Gregor A. Mayrhofer
Der Dirigent, Komponist und Pianist war nach seinem Studium an der Juilliard School in New York Assistenzdirigent von Sir Simon Rattle und Kirill Petrenko bei den Berliner Philharmonikern. Mit Kompositionen wie dem „Insect Concerto“ oder dem „Recycling Concerto“ macht er auf Artensterben und Müllproblematik aufmerksam und versucht, die Menschen über die Musik zu neuen Lösungen zu inspirieren.
Welches Kulturereignis war ein großes Glück für Sie?
Im November durfte ich nach dreijähriger Kompositionsarbeit die Uraufführung meines weltlichen Oratoriums „Wir sind Erde“ in der Berliner Philharmonie dirigieren, eines der aufregendsten Konzerte meines Lebens. Das Stück vereint Umweltschutz, Verantwortung und die großen Sinnfragen des Lebens in einem Dialog zwischen Wissenschaft, Humanismus und Spiritualität. Uns war wichtig, allen Krisen zum Trotz, ein hoffnungsvolles Signal zu senden. Wenn dann ein Funke überspringt, und etwas in den Zuhörern bewegt, ist es das größte Glück im Leben eines Künstlers.
Thea hat Karten! Das Recycling-Konzert mit den Münchner Symphonikern, Mi 10. Mai, 20 Uhr, Prinzregententheater
Anna Kleeblatt
Sie ist selbstständige Beraterin für Kulturbetriebe und Netzwerkkünstlerin. Im Vorstand der Tourismusinitiative München TIM e. V. und der Münchner Kulturveranstalter e.V. macht sie sich für die Lebendigkeit der Stadt stark. Derzeit leitet sie das stadtweite Flower Power Festival.
Was verblüfft Sie?
Dass beim Flower Power Festival auch nach zwei Jahren Vorbereitungszeit immer noch neue Programmpartner*innen an Bord kommen und viele neue Ideen und Orte zugänglich machen. Sie laden ein München und Umgebung zu entdecken und die Natur zu feiern.
Wo braucht es einen überraschenden Erfolg?
München ist die Stadt in Deutschland mit dem höchsten Anteil versiegelter Fläche. In der bayerischen Landeshauptstadt sind rund 47 Prozent des Stadtgebiets bebaut, betoniert oder asphaltiert. Hier braucht es mehr Grün – vor allem auch, um die Auswirkungen des Klimawandels abzufedern. Was wäre, wenn wir einfach mal 1000 Bäume pflanzen? Das würde für Furore sorgen!