Eine Hommage an das schwule München der 1980er-Jahre nach dem gefeierten Roman von Lion Christ
Das München der 1980er-Jahre ist eine queere Partyhauptstadt, über der sich langsam die Schatten der AIDS-Politik legen. Flori aus Wolfratshausen flieht vor der Enge des Landes, den Eltern, den Regeln in die Metropole. Ein schwuler Stenz auf der Suche nach Freiheit, Liebe, sich selbst, den Regisseur Florian Fischer sensibel inszeniert.
Thea-Redakteurin Simone Lutz hat die Premiere besucht und war beeindruckt:
Das München der 1980er-Jahre ist Legende: Schickeria, Schampus, Party, Pop, Stars. Der Glitzer der Großstadt lockt auch Flori aus Wolfratshausen. Die Provinz mit ihren Bierdämpfen und normierten Lebensentwürfen will er hinter sich lassen. Flori will die Stadt, die Nacht, die Männer erobern. Mit Gitte Hænnings „Ich will alles /Und zwar sofort“ stürzt er sich ins Nachtleben, findet Liebhaber, verliert sich und landet auf der Straße. Tauscht Sex für Drinks oder einen Schlafplatz, bis ihn Miguel bei sich und seinem Mann aufnimmt. Der erste Lebensentwurf, den Flori kennenlernt, der zu passen scheint. Und dann verliebt er sich – in Jakob. Doch Jakob hat HIV.
Unter all dem Glitzer des hedonistischen Party-Münchens verbirgt sich der Virus, der Tod und die Hetze. Es ist nicht nur die Zeit der langen Nächte, sondern auch die von politischen Forderungen nach Zwangstests und Berufsverboten. Mit Sauhund haben die Kammerspiele kein 80er-Nostalgiestück auf die Bühne gebracht, sondern ein sensibles Portrait schwulen Lebens zu Beginn der Aids-Pandemie. Ganz auf die Schauspieler konzentriert Regisseur Florian Fischer seine Inszenierung nach dem Roman von Lion Christ. Elias Krischke ist Flori, eine schmale Figur, ein Schmetterling im roten Kleid, der sich und die Liebe sucht. Tastend, rotzig, verzweifelt und großartig. Und dann sind da noch Annette Paulmann und Edmund Telgenkämper, die alle Frauen- und Männerrollen spielen. Und zwar grandios! Ein gelungener Kunstgriff, ebenso wie das Bühnenbild. Bestehend aus Schwarz-Weiß-Fotografien des schwulen Reiseführers von 1982 flimmern Bilder herein vom Henderson Club, von Demos gegen die Aidspolitik, von Politikerreden. Aber eigentlich kommt Sauhund ohne großen Theaterzauber aus. Es ist ein Abend, der unmerklich vom Damals ins Heute greift, in dem eine erstarkende Rechte die Gleichstellung alternativer Lebensentwürfe wieder bedroht.
Zur Stückbeschreibung der Münchner Kammerspiele
Münchner Kammerspiele Schauspielhaus
Maximiliansstraße 26-28
80539 München
1 Stunde 40 Minuten
Ohne Pause
Mo, 03. Nov 2025, 20.00 Uhr
Thea-Preis: 17,00-34,00 €
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Karten erhältlich bis 24.10.2025
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Fr, 14. Nov 2025, 20.00 Uhr
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