Krieg und Frieden (Woina I Mir)

Ein monumentales Werk, das jeden Rahmen sprengt: Sergej S. Prokofjews Vertonung von Lew N. Tolstojs Roman "Krieg und Frieden". Die Handlung, die während Napoleons Russlandfeldzug spielt, ist zu einer Szenenfolge komprimiert worden, die abwechselnd die Liebesgeschichte zwischen Natascha Rostowa und Andrej Bolkonski und die Schilderung des Kampfes der russischen Armee gegen die französische Invasion kontrastreich darstellt. Jetzt kann diese Oper erstmals in München erlebt werden.

Autor und Musikjournalist Klaus Kalchschmid hat die Premiere besucht und berichtet: 

"Im „Haus der Gewerkschaften“ in Moskau  hat sich seit 1782 zaristische, sowjetische und russische Geschichte gespiegelt: Hier fanden Bälle statt, Stalins Schauprozesse, wurden er und zuletzt Michail Gorbatschow aufgebahrt. Dieser klassizistische Raum mit gewaltigen dorischen Säulen und riesigen Lüstern füllt nun 1:1 nachgebaut die große Bühne des Nationaltheaters und beherbergt jede Menge Geflüchtete in Alltagskleidung, die diesen Raum kaum mehr verlassen werden. Hier spielen sie  in Prokofjews Oper nach Tolstois großem Roman „Krieg und Frieden“ inmitten einer Adelsgesellschaft, die keine mehr ist, einander die Geschichte von Natascha und Andrej, ihrem gemeinsamen Vertrauten Pierre und dem Luftikus Anatol vor, der Natascha entführen will. Im zweiten Teil beginnt der Feldzug Napoleons (hier eine pralle Karikatur) nach Russland im Jahr 1812 als spielerische Militär-Übung auf Turnmatten, wird aber immer ernster und blutiger. Durch diese mehrfachen Brüche und eine ausgefeilte Personenregie kommentiert Regisseur und Bühnenbildner Dmitri Tcherniakov die Brutalität und Absurdität jeglicher kriegerischer Gewalt. "