Werther

Theatralischer Leichtsinn. Elsa-Sophie Jach, Hausregisseurin am Resi, adaptiert Goethes flirrenden Briefroman über Werthers unerfüllte Liebe zu Lotte für die Bühne, erweitert mit Texten seiner Zeitgenossin Karoline von Günderode. Immer im spannungsvollem Kontakt mit dem Publikum spielt Johannes Nussbaum diesen fulminanten 90-minütigen Monolog.

Thea-Mitglied Ariane von Seefranz hat die Inszenierung gesehen:

Eine fulminante One-Man-Show zündet dieser Werther im Narrenkostüm mit seiner brüchig-melodischen Stimme, der charismatisch-charmante junge Österreicher Johannes Nussbaum. Er ist hemmungslos verliebt in Lotte und den Gefühlsrausch der Liebe, aber auch in das Leiden und die Einsamkeit. Vor einem Bühnenprospekt aus immer greller strahlendem Kunstblumendekor mündet die unglückliche Liebe zu Lotte, die dem freundlichen Spießer Albert versprochen ist, in eine emotionale Abwärtsspirale der Verzweiflung. Das eskaliert auch musikalisch, mit Untertönen aus Bassklarinette, Synthesizer und Klavier, die zwei Mädchen mit Engelsmähne am Bühnenrand faszinierend intonieren. Die neue Hausregisseurin Jach rahmt die emotionale Geschichte, die ein wenig an irrationale Trends in sozialen Netzwerken erinnert, mit der scharfsinnigen, sprachstarken Ich-und-Welt-Analyse der traurigen zeitgenössischen Dichterin Günderrode. Großartig! Langer, begeisterter Applaus.