Bavaria

Der chilenische Regisseur und Autor Guillermo Calderón bringt sein neues Stück für das Residenztheater München auf die Bühne - es erzählt von einer religiösen Sekte in München, die versucht, Menschen für ihre neue Siedlung in Chile zu gewinnen. Mit einem gemeinsamen Konzert deutscher und chilenischer Musiker*innen sollen die Menschen animiert werden, aufzubrechen und sich der Siedlung anzuschließen. Die Proben offenbaren jedoch, dass die Absichten der Auswander*innen nicht so selbstlos sind, wie sie erst scheinen…

Kunst- und Kulturwissenschaftlerin Dr. Katrin Dillkofer hat die Premiere besucht und berichtet: 

"Wer aufgeschlossen für die Bizarrerien deutsch-chilenische Kolonialgeschichte ist und Gefallen an einem feinen Humor hat, wird diesen musikalischen Abend hochschätzen. Sechs Frauen aus Bayern bilden einen Chor, der sich zugleich schwertut, die unheimliche Harmonie der angestimmten Volkslieder, auf ihre Gemeinschaft zu übertragen. Der Plan ist, gemeinsam nach Paraguay (oder Chile, ganz einerlei!) auszuwandern, um dort einen Neuanfang zu wagen. Der chilenische Autor und Regisseur Guillermo Calderón arrangiert die Dialoge der skurrilen Frauen zwischen Hoffnung (auf ein besseres Leben), Esoterik (dem hiesigen Impfzwang entkommen!) und nüchterner Reflexion: Die grausame Geschichte der in den 1960ern in Chile gegründeten deutschen Siedlung Colonia Dignidad (später Villa Baviera), die sexuellen Missbrauch an Kindern sowie Menschenrechtsverletzungen institutionalisierte, schwingt bei aller Komik stets mit."