Theatergemeinde
München
Prima Facie

Mit eindringlicher Tiefe verhandelt das preisgekrönte Drama detailliert und packend die Auseinandersetzung mit einem Rechtssystem, das systematisch Rechte der Opfer von sexueller Gewalt untergräbt und Täter schützt. Pure Spannung und tiefe emotionale Einblicke.
Faszinierend analytisch
Thea-Kritikerin Katrin Dillkofer hat die Premiere gesehen:
Vehement schreitet die attraktive Tessa Ensler (brilliant: Lea Ruckpaul!) in ihrer Strafverteidigerinnenrobe mit schickem weißem Kragen entlang der Köpfe des Publikums Richtung Bühne. Immer wieder hält sie inne, spricht, schreit, zweifelt, zögert. Das Stück ist ein einziger Monolog! Die Bühne ist durch hohe weiße Trittklötze in den Publikumsraum erweitert. Tessa wechselt ständig die Seiten, allerdings nicht allein in Hinblick auf Bühne und Publikum, sondern vor allem hinsichtlich ihrer Rolle: Sie wechselt zwischen der ehrgeizigen, coolen Superanwältin, die sehr erfolgreich Männer gegen die Vorwürfe sexualisierter Gewalt verteidigt, und der Zeugin, die selbst vergewaltigt wurde, hin und her. Das juristische Kreuzverhör zielt auf Schwachstellen und nutzt die Situation der Verletzlichkeit, in der sich die befragte Person vor aller Augen befindet. Tessa hatte mit ihrem Kollegen Jules nachweislich eine Affäre, bevor er ihr Gewalt antat. Obwohl Tessa weiß, dass dieser erste Anschein (prima facie) gnadenlos als Beweis gegen sie verwendet werden wird, entscheidet sie sich zur Anzeige. In einer faszinierend-analytischen Weise wird an diesem Abend erlebbar, wie wenig das Rechtssystem dazu imstande ist, die Opfer der Gewalt zu schützen. Auf das Trotzdem kommt es an!
Residenztheater
Max-Joseph-Platz 1
80539 München
Ohne Pause
Ticket inkl. MVV-Nutzung
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