Theatergemeinde
München
Was brauchen Künstler*innen, um auf der Bühne alles zu überstrahlen? Wo nehmen sie die Kraft und das Selbstbewusstsein her? Was liefert Energie? Und wer oder was verdient mehr Bühnenpräsenz?
Er studierte Schauspiel- und Musiktheaterregie an der Theaterakademie August Everding. In seinem Stück Orakel kehrt er zu seinen Wurzeln zurück und setzt sich künstlerisch mit seiner Nürnberger Kindheit auseinander. Seine Inszenierungen waren u. a. in Istanbul, München, Osnabrück, Oberhausen und Essen zu sehen.
Wie füllt man eine Bühne aus?
Inhalt füllt die Bühne. Wenn der Inhalt stark genug ist, braucht es keine aufwendigen Kulissen oder ein riesiges Ensemble von Menschen, um die Bühne zu füllen.
Wer müsste mehr Präsenz erhalten?
Alle Steuerzahlenden tragen gleichermaßen zur Finanzierung öffentlicher Einrichtungen bei. Derzeit existiert jedoch eine Unterrepräsentation bestimmter gesellschaftlicher Minderheiten
in Führungs- und Künstler*innen-Teams städtisch geförderter Theater.
Eher laut oder leise?
In meinem Umfeld wurde lautes Auftreten oft mit starker Überzeugung und dem festen Glauben an die eigene Rechtschaffenheit verbunden, während leises Verhalten eher
auf Unsicherheit oder Zweifel hindeutete. Darum eher sehr laut!
Orakel ist Teil des Rodeo Festivals. Mit Thea und schau mer mal können Sie mit dem Rodeo Festival 3er-Paket drei ausgewählte Stücke des Festivals sehen - inkl. Gesprächen & Freigetränk für nur 30 € insgesamt.
Mit acht Jahren begann sie zu komponieren, mit 14 kam die Oboe dazu. Sie war Meisterschülerin im Fach Komposition an der Universität der Künste Berlin, schloss mit Auszeichnung ab. In ihrer Musik nimmt sie oft Bezug auf politische und gesellschaftliche Fragen.
Wie füllt man eine Bühne aus?
Als ich selbst noch aktiv als Oboistin auf der Bühne stand, wünschte ich mir immer einen Tarnumhang. Ich habe das Musizieren geliebt, die Bühne jedoch gehasst. Mit meinen Kompositionen kann ich nun selbst unsichtbar sein, eine Bühne aber hoffentlich ausfüllen – und hoffentlich nicht nur die Bühne, sondern den ganzen Raum, bis in die Innenräume der zuhörenden Menschen hinein.
Wer müsste mehr Präsenz erhalten?
Die Abseitigen, die Barmherzigen, die Stillen, die Mutigen, die Verletzten, die Pflegenden, Kinder und Alte ... Das Kontrafagott, der Regenstab, das Einatmen für den Gesang, der leise Klang der Finger auf dem Griffbrett der Streichinstrumente, die Interferenzen zwischen Instrumenten.
Was braucht man, um ganz im Moment sein zu können?
Vertrauen, Geduld und Mut. Musik kann hilfreich sein.
Das Arditti Quartet spielt am 29. September Nemtsovs Or bahir.
Seit 2021 leitet sie die Sammlung Puppentheater/Schaustellerei des Münchner Stadtmuseums. Künstlerische Leiterin des Internationalen Figurentheaterfestivals Wunder. in München ist sie bereits seit 2007. Sie hat, im Gegensatz zu Kolleg*innen aus dem Schauspiel einen erfrischend anderen Blick, wenn es um Bühnenpräsenz geht.
Wer müsste mehr Präsenz erhalten?
Im Figuren- und Objekttheater treten die menschlichen Spieler*innen oft hinter Puppen, Materialien und Objekten zurück und lassen den Dingen, der unbelebten Materie den Raum, ihre ganz eigene Präsenz zu entfalten. Ich glaube, dass darin ein erster Schritt zu einem anderen Umgang mit unserer Umwelt und Natur liegen könnte - andere Menschen eingeschlossen. Denn nur wenn wir akzeptieren, dass wir Menschen nicht das Maß der Dinge sind, dass wir uns zurücknehmen müssen, sehe ich eine Zukunft für unser Leben auf diesem Planeten.
Was braucht man, um ganz im Moment sein zu können?
Mir hilft es, mich mit Dingen zu verbinden, also z. B. Naturmaterialien wie Steine oder Holz zu fühlen, sie genau wahrzunehmen. In der Inszenierung Alles/Nichts verwandelt Alexis Rouvre die Zeit in Bilder. So wie viele andere Künstler*innen beim Wunder.-Festival die vertrauten Dimensionen verlassen und gleichzeitig absolut konzentriert im Jetzt sind. Das steckt an.
Das Figurentheaterfestival mit Thea entdecken